Cloud Readiness in der Versicherungswirtschaft

Versicherungen als virtuelles Produkt sind prädestiniert für die digitale Cloud Welt. Um jedoch einen spürbaren Mehrwert mit Cloud Native Anwendungen zu erreichen, ist eine kunden- und versicherungszentrierte Sicht auf Anforderungen und Prozesse sinnvoll. Methoden wie Event Storming oder Domain Driven Design unterstützen zusammen mit fundiertem Fachwissen die Product Owner des Versicherungsbetriebs, ihre Anforderungen und Prozesse zu verstehen, in sinnvolle Business Module und Services zu unterteilen sowie die daraus entstehenden Anforderungen in User Stories zu übersetzen.

Qualitätsanforderungen wie Sicherheit, Elastizität, Verfügbarkeit, Resilienz oder Robustheit stehen im Mittelpunkt jeder Cloud Anwendung. Sie müssen auf die Prozesse des Versicherungsbetriebs abgebildet werden, um Kundinnen und Kunden ein barrierefreies Kundenerlebnis zu ermöglichen. Cloud Native Thinking bietet Chancen und Restriktionen, die bereits in der Applikationsstartphase berücksichtigt werden müssen.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat mit der Veröffentlichung der versicherungsaufsichtlichen Anforderungen an die IT (VAIT) eine Erwartungshaltung formuliert, wie Versicherungsunternehmen ihre Informationstechnik, insbesondere das Management der IT-Ressourcen und das IT-Risikomanagement, zu gestalten haben.

Die Verlagerung der IT-Infrastruktur hat Einfluss auf nahezu alle Schwerpunkte der von der VAIT definierten Anforderungsbereiche und widmet sich unter dem Oberbegriff „Auslagerung der IT“ insbesondere auch der Installation von Anwendungskomponenten außerhalb der eigenen Infrastruktur, also auch in der Cloud.

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Die Entwicklung einer Applikation für den nativen Betrieb in der Cloud erfordert neben einer passenden Architektur und dem Schnitt der Module nach fachlichen Domänen auch einen angepassten Softwareentwicklungsprozess. Um einen Vendor Lock-in zu vermeiden, bietet es sich an, plattformunabhängig zu denken und auf Open Source Werkzeuge wie Kubernetes oder Prometheus zu setzen.

Je nach Funktionalität kann es allerdings sinnvoll sein, spezifische Funktionen eines Hyperscalers zu nutzen. So können zusätzliche Potenziale der Cloud wie zum Beispiel „Function as a Service“ genutzt werden, die die Abhängigkeit von einem Cloud Anbieter rechtfertigen. Einzelne Services werden in der Regel als Microservices bzw. Self Contained Systems umgesetzt und nach dem Muster „You build it, you run it“ von den Teams betreut, die die Umsetzung der bereitgestellten Funktionen verantworten. Daraus ergibt sich ein fließender Übergang der Entwicklung in den Betrieb, welcher zudem ein Umdenken im Aufbau der Entwicklungsteams voraussetzt.

Für Anwendungen, die den Prinzipien der Cloud entsprechen, müssen die Product Owner den Betrieb über den gesamten Lebenszyklus der Anwendung betrachten. Beispielsweise werden während der Umsetzungsphasen Vorgehensweisen wie Continuous Integration und Deployment angewendet, um Time to Market Anforderungen sicherzustellen. Während des Produktivbetriebs ist der Aufbau eines effizienten und aussagekräftigen Monitorings sowie entsprechend definierter KPIs notwendig, um den Erfolg und die Qualität der Anwendung zu messen und sicherzustellen.

Außerdem dürfen der Support der Anwenderinnen und Anwender und schnelle Reaktionszeiten im Fehlerfall für eine gute User Experience nicht vergessen werden. Von Anfang an muss dem Thema Sicherheit ein hoher Stellenwert eingeräumt werden, da Versäumnisse in diesem Bereich zu einem unkalkulierbaren Kostenblock führen können. Eine enge Zusammenarbeit zwischen dem IT-Betrieb, der Entwicklung und den fachlichen Stakeholdern ist dafür unerlässlich.

Die Umsetzung von Cloud Native Vorhaben erfolgt nicht im luftleeren Raum, sondern setzt immer auf vorhandenen Strukturen und Architekturen auf. Diese müssen im Rahmen der Unternehmensarchitektur weiterentwickelt werden, um eine kulturelle Transformation und Technologieoffenheit bei den Mitarbeitenden zu etablieren. Darüber hinaus erfordert dies auch die Unterstützung und Förderung durch das jeweilige Management, um die Veränderungen dauerhaft in der Unternehmensarchitektur zu verankern. Die Cloud Strategie integriert sich nahtlos in die übergreifende IT-Strategie des Versicherungsunternehmens.